Snavgard
Einst sollte ein Junge aus Jarnsdraan dem Hetmann eine neue Skraja schmieden. Helgi, so der Name des Jungen, sollte als Lohn für die gelungene Arbeit die Nachfolge des alten Schmiedes Bruungarn antreten. Der weitaus größere Anreiz aber war die Hand von Smelia, der Hetmannstochter: Sie sollte nur an einen gestandenen und reichen Mann verheiratet werden. Helgi arbeitete verbissen Tag und Nacht an der Waffe – er wollte sich als neuer Schmied und vor allem als Ehemann würdig erweisen. Aber nie erschien ihm seine Arbeit gut genug. Immer wieder schmolz er die Klinge ein, um sie neu zu formen. Mittlerweile starb der alte Schmied, Helgi wurde sein Nachfolger, aber Snavgard war immer noch in Arbeit. Jahr um Jahr verging und Smelia wartete treu auf Helgi. Eines nachts schließlich – Helgi war schon alt und grau – war die Arbeit vollendet. Gleich am nächsten Morgen wollte Helgi sie dem Hetmann zeigen und um die Hand von Smelia anhalten. Doch nach dem Aufstehen war die Axt verschwunden. Im ganzen Dorf war sie nicht zu finden. Jeder Erzähler kennt seine „einzig wahren“ Schuldigen für den Diebstahl: Mal waren es Kobolde, mal durchreisende Zwerge, die neidisch auf die wertvolle Arbeit waren. Manch’ einer erzählt sogar, der Hetmann selbst habe sie gestohlen, nur das Helgi nicht mit Smelia zusammenkommt. Voller Gram über den Verlust stürzte sich der unglückliche Schmied von den Klippen ins Meer. Smelia, voller Trauer über ihr verpasstes Leben, tat es ihm wenig später gleich. Bis heute ist Snavgard nicht wieder aufgetaucht und bis heute gilt die Geschichte Handwerkern als Mahnung, jede Arbeit ordentlich, aber auch in guter Zeit zum Abschluss zu bringen: Es soll schließlich kein „Snavgard-“ oder „Helgiwerk“ daraus werden.