Das Lied von Hanjefoske Thurboldson
Das Lied von Hanjefoske Thurboldson | |
---|---|
Lied | |
Mitwirkende | |
Autoren: | Michael Berger, mit Dank an Malte Berndt |
Verfügbarkeit | |
Erscheinungsdatum: | |
Erschienen bei: | |
Links | |
Weitere Informationen: | |
Irdische Vorlage: | |
© |
Da stand er nun, der gewaltige Drache,
Flammen umzüngelten hell sein Maul,
Er hielt auf seinem Horte Wache,
Nimmer müde, nie träg und faul.
Der Schnauze entstieg gar schwefliger Rauch,
Und ätzender Geifer troff aus dem Mund,
Entstanden im großen, glutheißen Bauch,
Schlug Feuer und Funke aus seinem Schlund.
Dumpfes Grollen und Knurren entfuhr,
Dem dunkel geschuppten Ungeheuer,
Es schien darauf zu warten nur,
Uns zu versengen mit heißem Feuer.
Grausam, und jegliche Furcht vermissend,
Blickten die Augen, blutig rot,
Um seines Leibes Kraft wohl wissend,
Die Menschen bringt Verzweiflung und Tod.
Um alles Schwächere zu zerbeißen,
Geschaffen der zahnbewehrte Rachen,
Um Menschen und Tiere zu zerreißen,
Die messerscharfen Klauen des Drachen.
Doch ihm gegenüber stand verdrossen,
Der Funkenschläger tapfere Schar,
Nur Hanjefoske war wild entschlossen,
Zu trotzen der großen Gefahr.
Wir Funkenschläger wissen zwar,
Zu kämpfen gegen Mensch und Tier,
Und nicht der erste Kampf es war,
Der drohend uns bevorstand hier.
Wir jagen Haie und auch Kraken,
Im sturmgepeitschten, schäumenden Meer,
Erstürmen Galeeren und Karracken,
Und lieben alles dies so sehr.
Doch konnten wir diesen Gegner nicht kennen,
Der anders als Feinde auf dem Meer,
Der drohte, uns tief im Berg zu verbrennen,
Den weder kümmert Axt noch Speer.
So mochte Angst die Mannen plagen,
Furcht an der Frauen Herzen nagen,
Doch Hanjefoske gab uns Mut,
Zu widerstehen der Drachenwut.
Dem Untier bot der Thurboldson,
Erhobenen Hauptes, stolz die Stirn,
Eingebrannt ward einmal schon,
Eines Drachen Anblick in sein Gehirn.
Vor Langem, als er bei den Zwergen war,
Da kämpfte er einst jung und kühn,
Mit einer kleinen Bergvolkschar,
Gegen ein solches Ungetüm.
Schrecklich war der Kampf gewesen,
Er brachte Leid und Tod und Schmerz,
Wer streitet gegen Drachenwesen,
Der braucht ein starkes, tapferes Herz.
Er wusste nicht, was ihm das Schicksal,
Das unerbittlich Strenge, wollte,
Und ob er noch ein zweites mal,
Ein’ Drachen überleben sollte.
Die Ahnung konnt’ er nicht vergessen,
Dass dieser Tod ihm war bestimmt,
Die Hoffnung wär’ auch wohl vermessen,
Dass zweimal die Götter gnädig gestimmt.
Doch weder Erinn’rung an alte Schrecken,
An Tod und Angst und Feuerglut,
Noch düstere Ahnung konnte dem Recken,
Zerbrechen seinen Heldenmut.
Die Stille war drückend, fast vollkommen,
Zu hören das Drachenschnaufen nur,
Doch Swafnir hat bestimmt vernommen,
Manch’ Stoßgebet und Treueschwur.
Als Hanjefoskes Ruf erschallte,
Erhob sich lautes Kampfgeschrei,
Das in der Höhle widerhallte,
Die lähmende Ruhe war vorbei.
Die Mannen warfen Axt und Beile,
Gegen den dunklen Wurme hin,
Sie schmissen Speer und schossen Pfeile,
Um zu verletzen, töten ihn.
Doch dessen harte Schuppenrüstung,
Hieß unsere Waffen abzuprallen,
Sie ließ fast alle ohne Wirkung,
Klirrend und scheppernd zu Boden fallen.
Da zuckte grässlich der Leib des Drachen,
Er wand und schüttelte sich sehr,
Und spie hinaus seinem Rachen,
Versengende Flammen zu uns her.
Die Flammen verbrannten Haut und Haar,
Doch trotz dem unsäglich heißen Brennen,
So groß der beißende Schmerz auch war,
Das Untier begannen wir nun zu berennen.
Es stürmten wild die Frauen und Mannen,
Von überall her auf das Scheusal los,
Der Funkenschläger Rufe erklangen,
Das wohl, unser Mut war wahrlich groß !
Doch unheimlich dunkel wurde es dann,
Das Untier ließ düst’re Magie geschehen,
Sprach gegen das Licht einen Zauberbann,
Und nur mehr Schwärze war zu sehen.
Wir stolperten blind und verzweifelt umher,
Der Drachenzauber erfüllte seinen Zweck,
Verzweifelt setzten wir uns nun zur Wehr,
Und wichen zurück, vor lauter Schreck.
Zu unserem Glück, unser Zauberer sprach,
Zum Trutze ein starkes Zauberwort,
Das wohl die Macht des Untieres brach,
Das unhei’lge Dunkel wich von diesem Ort.
Speere, Äxte und Schwerter schwingend,
Begannen wir erneut von allen Seiten,
Im stickigen Rauch um Atem ringend,
Auf das Untier hinzuschreiten.
Die Drachenklauen uns empfingen,
Mit urtümlicher, roher Kraft,
Die einen gleich zu Boden gingen,
Die and’ren hielten sich heldenhaft.
Wir schlugen und stachen das Ungetüm,
Bekämpften es im glorreichen Streit,
Doch wehrte es sich recht ungestüm,
Und wich nicht einen Finger breit.
Erbarmungslos das Untier biss,
Wen immer konnt’ sein Maul erreichen,
Und als es zwei unserer Leute zerriss,
Begannen wir schnell zurückzuweichen.
Etliche lagen am Boden, verletzt,
Und wanden sich vor Schmerz ganz krumm,
Etliche Leiber vom Drachen zerfetzt,
Die einen schreiend, die anderen stumm.
Obgleich der Drache arg geschunden,
Von vielen Schlägen schwer getroffen,
Er blutete heiß aus tiefen Wunden,
Ließ dieses nur noch wenige hoffen.
Da stürmte Hanjefoske nach vorn,
Ohne Furcht und gänzlich verwegen,
Der Drache brüllte betäubend vor Zorn,
Er stürzte sich ihm wütend entgegen.
Als der Alte aber ohne ein Schaudern,
Zu dem Scheusal ging entschlossen,
Schämten wir uns für unser aller Zaudern,
Erneut zu kämpfen, wir beschlossen.
Als das Tier sein Maul aufsperrte,
Sprang Hanje tapfer zu dem Drachen,
Und stach mit seinem scharfen Schwerte,
Tief hinein in dessen Rachen.
Der Drache aber biss gerade dann,
Auf Hanjefoske wütend ein,
Und zog den heldenhaften Mann,
In sein grässliches Maul hinein.
Der Rachen, den Alten fast zerfetzte,
Mit spitzem und scharfem Drachenzahn,
Der brennende Geifer die Wunden benetzte,
Die letzte Kraft er zusammennahm.
Ein letztes er sich noch zu tun gebot,
Drum fasste er fest des Schwertes Knauf,
Verdrängte all’ Schmerz, all’ Weh, den Tod,
Und schnitt dem Tier den Rachen auf.
Schauerlich ertönte des Drachen Geschrei,
Das uns in Mark und Knochen drang,
Und endlich schien der Kampf vorbei,
Der so schwer war, und schrecklich lang.
Der Drache wohl im Sterben lag,
Er wand sich heftig, doch vergeben’,
Dies war sein allerletzter böser Tag,
Er hauchte aus sein böses Leben.
Hanjefoske im Rachen hing,
Er wusste um den bald’gen Tod,
Und ehe sein Leben zu Ende ging,
Betet’ er innig zu seinem Gott.
Das Gesicht von größter Pein verzerrt,
Rief er dankend den Swafnir an,
Die flinken Augen brachen verklärt,
Als er den letzten Atemzug getan.