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===Aus einem Bericht eines Kaufmannsohnes aus dem Horasreich===
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(...) Wir waren nun also bereits drei Praiosläufe in dem Ort namens Uddahjal und warteten noch immer auf die vereinbarte Lieferung. So sehr die Nordlandhünen auch unsere Waren begehren, so wenig zuverlässig sind sie doch, wenn es darum geht sie auch zu bezahlen. Und was sollten wir schon machen? Mit leerem Schiffsrumpf wieder fortfahren? Wir wären schlechte Händler, und meine Verlobte daheim in Chababien müßte sich schämen, in so eine unfähige Kaufherrensippe einzuheiraten. Zudem würde der Esquirio Colin ya Cobo, der einen Teil seines Geldes in dieses Unternehmen gesteckt hat, sicher Zeter und Mordio schreien.
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Untergebracht waren wir in einem Langhaus, das wohl nur für Gäste errichtet wurde, denn es war kahl und außer ein paar Alkoven mit Stroh gab es nur eine Feuerstelle. Ach ja und natürlich die Verschläge für die Tiere. Man stelle sich vor, wir waren mit Ziegen, Schafen und Ponies unter einem Dach untergebracht, gerade wie in einem Stall, es fehlte nur noch, daß man uns ein Lamm ins Bett gelegt hätte.
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So freundlich und traviagütig diese Menschen auch sind, ich möchte nicht meinen Lebensabend hier verbringen, denn das Essen schmeckt einfach scheußlich.
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(...) Wir saßen nun am Strand, um uns herum gingen die Fischer der Ottajasko ihrem Handwerk nach, und ich erzählte der Steuerfrau unserer Karavelle von daheim und beobachtete dabei ein ankommendes Boot, das recht schnell auf den Strand zugeschossen kam.
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Kaum war es angelandet, als derjenige, der im Bug stand auch schon an den Strand sprang und lauthals nach dem Hetmann brüllte. Genauso laut brüllend, dabei aber auch lachend, kam Brangarr Laefson auf ihn zugerannt – anscheinend kannten sie sich. Doch anstatt einer traviagefälligen Umarmung (oder was auch immer die Thorwaler statt dessen tun) redete der Angekommende rasch auf den Hetmann ein. Mein Thorwalsch ist bedauerlicherweise nicht so gut, so das ich nicht mitbekam, worum es ging. Doch anhand der Mimik und Gestik erkannte ich, daß es um etwas wichtiges und dringendes gehen mußte. Sofort bedeutete Brangarr Laefson seinem Freund (?) mit ernstem Gesicht in sein Langhaus zu gehen. Für eine Zeit war Ruhe und niemand wußte so genau was los war, auch die Einwohner Uddahjals nicht, obwohl sie die Schiffsbesatzung des Bootes befragte – doch bekamen sie keine Auskunft. Die Zeit zog sich in die Länge und nur einmal hörten wir einen lauten Ausruf aus dem Langhaus des Hetmanns dringen. Nach etwa einer halben Stunde kam Hetmann Laefson heraus und funkelte mich und meine Freunde böse an. Mir wurde ganz schauerlich zumute und ich wollte lieber nicht fragen, was denn los sei. Dies tat jedoch mein Vater und erntete dafür einen Hieb ins Gesicht, der ihn zu Boden gehen ließ. Der Hetmann ordnete an, uns sofort in Gewahrsam zu nehmen. Einer unserer Matrosen widersetzte sich, was ihm jedoch schlecht bekam. Ohne eine Warnung zog Laefson seine Axt und schleuderte sie ihm in den Rücken. Gleichwohl ich zugeben muß, daß der Wurf in den Rücken ein Versehen war, denn der Matrose drehte sich just in jenem Moment ruckartig um als der Hetmann warf. Hätte er das nicht getan, so wäre die Axt unfraglich in seiner Brust gelandet – wobei das Ergebnis das Gleiche gewesen wäre. Er war auf der Stelle tot. Keiner von uns anderen leistete weiteren Widerstand, als wir von den Thorwalern daraufhin in unser Langhaus gesperrt wurden. Durch eine Ritze in der Wand konnte ich beobachten, daß der Hetmann die Otta ‘Walbiß’ klarmachen ließ und dann mit seiner Besatzung fortfuhr. Zwei Tage und zwei Nächte waren wir in dem Langhaus eingesperrt. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich blickte in das wutverzerrte Gesicht des Hetmanns. Hinter ihm rottete sich das halbe Dorf zusammen, alle in höchster Aufregung. Er zeigt auf mich und sagte auf Garethi, daß ich Phex und Hesinde danken solle, daß ich schreiben könne und zudem an unserem Ankunftstag als einziger von uns Canterern bereit war, mit ihm einen Premer zu heben. Ich verstand den Sinn seiner Worte erst nicht, doch als auf ein Zeichen des Hetmanns Bewaffnete in das Langhaus eindrangen und alle zum Strand zerrten, wurde es mir langsam klar. Alle, ja alle, mein Vater, meine Tante, die Steuerfrau, alle Matrosen und sogar die Schiffsmagd wurden auf die Knie gezwungen und mit Äxten niedergemacht. Der Kiesstrand färbte sich Rot vom Blut meiner Freunde. Mit Tränen in den Augen drehte ich mich zu dem grausamen Hetmann um und wollte ihn nach dem Warum fragen, doch versagte mir die Stimme. Obwohl ich es nicht vermutet hätte, erklärte er es mir. Und ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Ich hörte davon, daß eine Invasionsflotte der Canterer (so nennen die Nordleute uns Horasier) die nördlichen Olportsteine angegriffen und annektiert hätte, daß Fischerboote mit Hylailer Feuer beschossen wurden, daß Handelsschiffe unter Rotzenfeuer genommen wurden, daß Schiffsbrüchige unter Hornissenbeschuß in den Fluten versanken, daß Alte und Kinder nach Eroberung der Orte hingerichtet wurden und die Erwachsenen die bei den Überfällen nicht zu Tode kamen versklavt wurden. Ganze Dörfer wurden in Brand gesteckt und die Swafnirtempel eingerissen und, ärgste Untat von allen, Thorwal war niedergebrannt worden.
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Und dies, was hier am Strand von Uddahjal geschehen war, war die erste Antwort der Thorwaler.
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Ich wurde wieder in das Langhaus gebracht und bekam eine zornige Thorwalerin zur Aufsicht, die mich am liebsten verprügelt hätte, doch ihr Hetmann befahl ihr, mich nicht anzurühren und so beschränkte sie sich darauf, mich phantasievoll und ausdauernd zu beschimpfen.
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Am folgenden Tag erfuhr ich, daß ich alles aufzeichnen sollte, was geschehen war und noch geschehen sollte, und der Hetmann sagte er wolle meine Aufzeichnungen ins Horasreich bringen, damit die Canterer erführen, daß man mit Thorwalern nicht einfach machen könne was man wollte.
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Die folgenden Tage verbrachten die Thorwaler damit schadhafte Stellen im Verteidigungswall um ihr Dorf auszubessern, Nahrungsvorräte auf Schiffe zu laden und irgendwohin zu bringen (ich vermute, zu den gegenüberliegenden Klippen, denn in den Felswänden sind Dutzende von Höhlen in denen sicher nicht nur Seemöwen nisten). Auch machten sie sich mit unserer Karavelle ‘Aeslaics Glück’, insbesondere mit den Schiffsgeschützen, vertraut und hielten Wehrübungen ab. Leider muß ich sagen, daß die Krieger durchaus furchteinflößend waren, wenn sie vielleicht auch nicht unbedingt eine Gefahr für unsere horasische Armee darstellen. Fast alle Einwohner hatten sich bewaffnet und sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen, bewaffnet mit Breitschwert, Speer und Rundschild, errichteten eine Schildmauer, indem sie die Schilde schuppengleich überlappen ließen, ihre Waffen ragten aus diesem Wall hervor..
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Die andere Gruppe sollte wohl die Horaiser darstellen, die mit von erbeuteten Degen auf die Schildmauer zurannten. Es sah einfach lächerlich aus, wie die Hünen mit den für sie ungewohnten, leichten Klingen herumfuchtelten und von den ‘Thorwalern’ nacheinander ‘unter Gejohle abgestochen’ wurden. Irgendjemand rollte schließlich ein Faß Schnaps auf das ‘Schlachtfeld’, und laut lachend begaben sich Sieger und 'Gefallene' zu einem Saufgelage.
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Am nächsten Tag rief Brangarr Laefson zu einer weiteren Übung, die weit ernster ablief. Wieder wurde der Schildwall gebildet, allerdings waren die Krieger diesmal unbewaffnet. Ein Thorwaler ritt auf einer Langmähne gegen diese an. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, daß der Wall keineswegs brach - sie gab zwar nach, doch durch die Schuppenformation verteilte sich die Wucht des Aufpralls, so daß die Mauer an der getroffenen Stelle lediglich eingedrückt, aber nicht durchbrochen wurde. Auch einige Muskeplprotze, die sich mit aller Wucht gegen den Schildwall warfen, vermochten die Formation nicht zu durchbrechen.
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Außerdem sah ich die Übung einiger Bogenschützen mit an, die gar nicht mal schlecht waren, aber ihre Kurzbogen sind kaum dazu angetan, schwere Rüstungen zu durchschlagen.
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Und wie wohl sie sich mühen und auch furchterregend sind, mit ihrem Gebrüll und Gehabe, wirklich gefährlich werden die Thorwalern uns Horasiern wohl nicht werden können, dazu ist Kampfverhalten viel zu ungeordnet und undiszipliniert.
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Hier endet mein erster Bericht, und ich weiß nicht, ob mir vergönnt sein wird, daß ihm weitere folgen. Ich bete zu Hesinde, daß sie meinen Gänsekiel nicht splittern läßt, denn sobald ichnicht mehr schreiben kann, aus welchem Grund auch immer, wird mich der Hetmann Branngarr Laefson eigenhändig aus Tsas Armen reißen und Boron überantworten.
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[[Kategorie:Thorwal Standard]]

Aktuelle Version vom 28. Juni 2009, 16:05 Uhr



Unter Barbaren
Geschichte
Serie: Geschichten von Nicolo Tregese
Unterseiten
Errata: -
Mitwirkende
Autoren: Jens Arne Klingsöhr
Illustrationen: -
Aventurische Informationen
Aventurisches Datum: ca. RON 1023 BF
Ort: Uddahjal
Verfügbarkeit
Erscheinungsdatum: Sep. 2000
Erschienen bei: Thorwal Standard 13
Links
Rezensionen:
Weitere Informationen:
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Aus einem Bericht eines Kaufmannsohnes aus dem Horasreich

(...) Wir waren nun also bereits drei Praiosläufe in dem Ort namens Uddahjal und warteten noch immer auf die vereinbarte Lieferung. So sehr die Nordlandhünen auch unsere Waren begehren, so wenig zuverlässig sind sie doch, wenn es darum geht sie auch zu bezahlen. Und was sollten wir schon machen? Mit leerem Schiffsrumpf wieder fortfahren? Wir wären schlechte Händler, und meine Verlobte daheim in Chababien müßte sich schämen, in so eine unfähige Kaufherrensippe einzuheiraten. Zudem würde der Esquirio Colin ya Cobo, der einen Teil seines Geldes in dieses Unternehmen gesteckt hat, sicher Zeter und Mordio schreien.

Untergebracht waren wir in einem Langhaus, das wohl nur für Gäste errichtet wurde, denn es war kahl und außer ein paar Alkoven mit Stroh gab es nur eine Feuerstelle. Ach ja und natürlich die Verschläge für die Tiere. Man stelle sich vor, wir waren mit Ziegen, Schafen und Ponies unter einem Dach untergebracht, gerade wie in einem Stall, es fehlte nur noch, daß man uns ein Lamm ins Bett gelegt hätte.

So freundlich und traviagütig diese Menschen auch sind, ich möchte nicht meinen Lebensabend hier verbringen, denn das Essen schmeckt einfach scheußlich.

(...) Wir saßen nun am Strand, um uns herum gingen die Fischer der Ottajasko ihrem Handwerk nach, und ich erzählte der Steuerfrau unserer Karavelle von daheim und beobachtete dabei ein ankommendes Boot, das recht schnell auf den Strand zugeschossen kam.

Kaum war es angelandet, als derjenige, der im Bug stand auch schon an den Strand sprang und lauthals nach dem Hetmann brüllte. Genauso laut brüllend, dabei aber auch lachend, kam Brangarr Laefson auf ihn zugerannt – anscheinend kannten sie sich. Doch anstatt einer traviagefälligen Umarmung (oder was auch immer die Thorwaler statt dessen tun) redete der Angekommende rasch auf den Hetmann ein. Mein Thorwalsch ist bedauerlicherweise nicht so gut, so das ich nicht mitbekam, worum es ging. Doch anhand der Mimik und Gestik erkannte ich, daß es um etwas wichtiges und dringendes gehen mußte. Sofort bedeutete Brangarr Laefson seinem Freund (?) mit ernstem Gesicht in sein Langhaus zu gehen. Für eine Zeit war Ruhe und niemand wußte so genau was los war, auch die Einwohner Uddahjals nicht, obwohl sie die Schiffsbesatzung des Bootes befragte – doch bekamen sie keine Auskunft. Die Zeit zog sich in die Länge und nur einmal hörten wir einen lauten Ausruf aus dem Langhaus des Hetmanns dringen. Nach etwa einer halben Stunde kam Hetmann Laefson heraus und funkelte mich und meine Freunde böse an. Mir wurde ganz schauerlich zumute und ich wollte lieber nicht fragen, was denn los sei. Dies tat jedoch mein Vater und erntete dafür einen Hieb ins Gesicht, der ihn zu Boden gehen ließ. Der Hetmann ordnete an, uns sofort in Gewahrsam zu nehmen. Einer unserer Matrosen widersetzte sich, was ihm jedoch schlecht bekam. Ohne eine Warnung zog Laefson seine Axt und schleuderte sie ihm in den Rücken. Gleichwohl ich zugeben muß, daß der Wurf in den Rücken ein Versehen war, denn der Matrose drehte sich just in jenem Moment ruckartig um als der Hetmann warf. Hätte er das nicht getan, so wäre die Axt unfraglich in seiner Brust gelandet – wobei das Ergebnis das Gleiche gewesen wäre. Er war auf der Stelle tot. Keiner von uns anderen leistete weiteren Widerstand, als wir von den Thorwalern daraufhin in unser Langhaus gesperrt wurden. Durch eine Ritze in der Wand konnte ich beobachten, daß der Hetmann die Otta ‘Walbiß’ klarmachen ließ und dann mit seiner Besatzung fortfuhr. Zwei Tage und zwei Nächte waren wir in dem Langhaus eingesperrt. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich blickte in das wutverzerrte Gesicht des Hetmanns. Hinter ihm rottete sich das halbe Dorf zusammen, alle in höchster Aufregung. Er zeigt auf mich und sagte auf Garethi, daß ich Phex und Hesinde danken solle, daß ich schreiben könne und zudem an unserem Ankunftstag als einziger von uns Canterern bereit war, mit ihm einen Premer zu heben. Ich verstand den Sinn seiner Worte erst nicht, doch als auf ein Zeichen des Hetmanns Bewaffnete in das Langhaus eindrangen und alle zum Strand zerrten, wurde es mir langsam klar. Alle, ja alle, mein Vater, meine Tante, die Steuerfrau, alle Matrosen und sogar die Schiffsmagd wurden auf die Knie gezwungen und mit Äxten niedergemacht. Der Kiesstrand färbte sich Rot vom Blut meiner Freunde. Mit Tränen in den Augen drehte ich mich zu dem grausamen Hetmann um und wollte ihn nach dem Warum fragen, doch versagte mir die Stimme. Obwohl ich es nicht vermutet hätte, erklärte er es mir. Und ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Ich hörte davon, daß eine Invasionsflotte der Canterer (so nennen die Nordleute uns Horasier) die nördlichen Olportsteine angegriffen und annektiert hätte, daß Fischerboote mit Hylailer Feuer beschossen wurden, daß Handelsschiffe unter Rotzenfeuer genommen wurden, daß Schiffsbrüchige unter Hornissenbeschuß in den Fluten versanken, daß Alte und Kinder nach Eroberung der Orte hingerichtet wurden und die Erwachsenen die bei den Überfällen nicht zu Tode kamen versklavt wurden. Ganze Dörfer wurden in Brand gesteckt und die Swafnirtempel eingerissen und, ärgste Untat von allen, Thorwal war niedergebrannt worden.

Und dies, was hier am Strand von Uddahjal geschehen war, war die erste Antwort der Thorwaler.

Ich wurde wieder in das Langhaus gebracht und bekam eine zornige Thorwalerin zur Aufsicht, die mich am liebsten verprügelt hätte, doch ihr Hetmann befahl ihr, mich nicht anzurühren und so beschränkte sie sich darauf, mich phantasievoll und ausdauernd zu beschimpfen.

Am folgenden Tag erfuhr ich, daß ich alles aufzeichnen sollte, was geschehen war und noch geschehen sollte, und der Hetmann sagte er wolle meine Aufzeichnungen ins Horasreich bringen, damit die Canterer erführen, daß man mit Thorwalern nicht einfach machen könne was man wollte.

Die folgenden Tage verbrachten die Thorwaler damit schadhafte Stellen im Verteidigungswall um ihr Dorf auszubessern, Nahrungsvorräte auf Schiffe zu laden und irgendwohin zu bringen (ich vermute, zu den gegenüberliegenden Klippen, denn in den Felswänden sind Dutzende von Höhlen in denen sicher nicht nur Seemöwen nisten). Auch machten sie sich mit unserer Karavelle ‘Aeslaics Glück’, insbesondere mit den Schiffsgeschützen, vertraut und hielten Wehrübungen ab. Leider muß ich sagen, daß die Krieger durchaus furchteinflößend waren, wenn sie vielleicht auch nicht unbedingt eine Gefahr für unsere horasische Armee darstellen. Fast alle Einwohner hatten sich bewaffnet und sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen, bewaffnet mit Breitschwert, Speer und Rundschild, errichteten eine Schildmauer, indem sie die Schilde schuppengleich überlappen ließen, ihre Waffen ragten aus diesem Wall hervor..

Die andere Gruppe sollte wohl die Horaiser darstellen, die mit von erbeuteten Degen auf die Schildmauer zurannten. Es sah einfach lächerlich aus, wie die Hünen mit den für sie ungewohnten, leichten Klingen herumfuchtelten und von den ‘Thorwalern’ nacheinander ‘unter Gejohle abgestochen’ wurden. Irgendjemand rollte schließlich ein Faß Schnaps auf das ‘Schlachtfeld’, und laut lachend begaben sich Sieger und 'Gefallene' zu einem Saufgelage.

Am nächsten Tag rief Brangarr Laefson zu einer weiteren Übung, die weit ernster ablief. Wieder wurde der Schildwall gebildet, allerdings waren die Krieger diesmal unbewaffnet. Ein Thorwaler ritt auf einer Langmähne gegen diese an. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, daß der Wall keineswegs brach - sie gab zwar nach, doch durch die Schuppenformation verteilte sich die Wucht des Aufpralls, so daß die Mauer an der getroffenen Stelle lediglich eingedrückt, aber nicht durchbrochen wurde. Auch einige Muskeplprotze, die sich mit aller Wucht gegen den Schildwall warfen, vermochten die Formation nicht zu durchbrechen.

Außerdem sah ich die Übung einiger Bogenschützen mit an, die gar nicht mal schlecht waren, aber ihre Kurzbogen sind kaum dazu angetan, schwere Rüstungen zu durchschlagen.

Und wie wohl sie sich mühen und auch furchterregend sind, mit ihrem Gebrüll und Gehabe, wirklich gefährlich werden die Thorwalern uns Horasiern wohl nicht werden können, dazu ist Kampfverhalten viel zu ungeordnet und undiszipliniert.

Hier endet mein erster Bericht, und ich weiß nicht, ob mir vergönnt sein wird, daß ihm weitere folgen. Ich bete zu Hesinde, daß sie meinen Gänsekiel nicht splittern läßt, denn sobald ichnicht mehr schreiben kann, aus welchem Grund auch immer, wird mich der Hetmann Branngarr Laefson eigenhändig aus Tsas Armen reißen und Boron überantworten.