Tollkühner Überfall auf Grangor: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 29. Juni 2009, 23:08 Uhr



Tollkühner Überfall auf Grangor
Geschichte
Serie: -
Unterseiten
Errata: -
Mitwirkende
Autoren: Christian Albertz
Illustrationen: -
Aventurische Informationen
Aventurisches Datum: 1024 BF
Ort: Grangor
Verfügbarkeit
Erscheinungsdatum: Jan. 2001
Erschienen bei: Thorwal Standard 14
Links
Rezensionen:
Weitere Informationen:
©

Bericht des Hetmanns der Eisschreiter-Ottajasko Ragnar Gunlaffsson für die Überlebenden

Gesungen haben wir, meine Brüder und Schwestern, getrunken und gefeiert, nachdem wir uns unter Korja Jandrasdottir zusammengefunden hatten. Wir alle waren uns einig: Rache für Thorwal. Der Tod unserer Familien sollte nicht ungesühnt bleiben. Kurze Zeit nach dem Aufruf fanden sich alle zusammen, auch der für friedlos erklärte Brangarr Hjornen Laefson, wessenthalben es noch einige Diskussionen gab, die Korja aber mit einem Machtwort beendete, und auch die Hetfrau der Wellenreiter: Svanja Gudjarsdotter kam mit ihrer Otta. Mehr als 300 tapfere und unbesiegbare Kinder Swafnirs, fest dazu entschlossen, vor der Schnecke Torben Torbensson zu handeln und es den Canterern heimzuzahlen. Viele Feuer loderten ihr Jubelzeichen in den nördlichen Nachthimmel, der uns so verheißungsvoll von Mut, Ehre und Rache erzählte. Die Reden der Hetleute waren ebenfalls voller Feuer und Haß.

Aber als Korja den Beratungsplatz betrat, verstummten selbst die wildesten unter uns. Alle sahen es! Das Feuer, es brannte aus ihren Augen, ihr goldenes Haar umrahmte sie wie eine Rüstung. Und wahrlich, noch lange würden sie erzählten von diesem bedeutendem Augenblick, als wir uns entschlossen, nach Grangor aufzubrechen. "Rache! Rache für Thorwal!" hallte es donnernd von den Hängen.

Wir befanden uns eine Tagesreise von Lassir entfernt auf Ifirns Ozean. Die Rochenwurm und die Eisdrache waren auserwählt worden, das Symbol unserer Rache an uns zu bringen. Wir waren uns einig, die Bugfigur der Desponia mußte mit, und sie sollte mitten in Grangor als Mahnmal aufgestellt werden.

Unter Phexens Schutz wollten wir das Wagnis versuchen und uns der Desponia nähern!

Stunden später. Es war stockfinstere Nacht. Im Schutz der Dunkelheit wollten Turge und ich die Figur holen und klammheimlich wieder verschwinden. Unser Magier legte einen schützenden Nebel um uns, der jegliche Geräusche dämpfte und unser Geflüster verschluckte. Leise legten wir uns neben die Desponia, und ich und einige meiner Kämpfer erklommen die Aufbauten des Schiffes. Unsere Hämmer waren mit Tüchern umwickelt um keinen Lärm zu verursachen. Minuten vergingen, während denen nichts geschah, als plötzlich die Figur mit einem lauten Klatschen in die Fluten fiel. Alle horchten angestrengt in den Nebel! Von Land her konnten wir Stimmen vernehmen. "In die Riemen bei Swafnirs Schwanzflosse, wollt ihr wohl Rudern, ihr faulen Robben!" brüllte mein Steuermann. Nun! Jetzt war nicht mehr an Heimlichkeit zu denken. Wir hievten hastig die schwere Figur an Bord und ruderten - und entkamen!

Man empfing uns am Sammelpunkt mit großem Jubel. Kaum einer, der uns für das kühne Piratenstück nicht auf die Schultern klopfen oder einen Trinkspruch auf uns aussprechen wollte.

Die Schiffe der anderen waren nun auch bereit für die Reise, bemalt mit swafnirgefälligen Symbolen und mit Zaubern unseres Magiers umwoben.

Ein letztes Mal erklang das Jurgalied in voller Länge und Geschichten von Schlachten und kühnen Taten machten die Runde. Der Morgen begrüßte uns mit Wohlgefallen, die Götter mußten mit uns sein, da sie uns eine Brise gen Süden sandten.

Tage auf See folgten. Lieder wurden gesungen, Waffen geschärft und Gebete gesprochen. Wir, die Herren der Meere, wollten den Stolz der Canterer genau wie ihre Gemäuer im Staub zertreten. Das Wohl, bei Swafnir. Es herrschte eine gespannte Stimmung an Bord. Selbst die Wildesten unter uns erfüllte eine innere Ruhe.

Doch die Reise war hart und in den Winterstürmen, die uns vor den Augen anderer Schiffe unsichtbar machten, wurden zwei unserer Schiffe beschädigt. Das Los entschied, wer bei den ramponierten Ottas zurückbleiben mußte, da freiwillig niemand dieses undankbare Los auf sich nehmen wollte.

Im Schutz einer Nebelwand segelten wir im Morgengrauen in den Golf von Grangor. 270 bis an die Zähne bewaffnete Kinder Swafnirs waren entschlossen, einen blutigen Tag über Grangor heraufzubeschwören. Es war totenstill an Bord unserer Ottas. Ich spannte meine Muskeln packte meine Axt und wartete. Ich hatte schon Dutzende dieser Momente erlebt, doch wer kann unsere Genugtuung ermessen, als wir im Hafen einige mächtige Segelschiffe unter Flagge der Amöbe-Horas erblickten. Das mußte die Güldenland-Flotte der Caterer sein, von der die fremdländischen Händler erzählt hatten. Wußten die Bastarde denn nicht, daß es nur uns gestattet worden war, das Meer der Sieben Winde zu überqueren? Nun gut, wir würden ihnen helfen, diesen Fehler nicht zu begehen. Wie hungrige Haie schossen wir aus dem Nebel und ritten auf einer riesigen Woge dem Untergang der Flotte entgegen. Die 'Wellenreiter' und wir selbst hielten auf eine der größeren Karacken zu.

Wir konnten das Deck entern. Das erste was ich sah, war ein Soldat, der brüllend auf mich zustürmte. Augenblicke später lag er wimmernd zu meinen Füßen, sein Bauch von meiner Skraja aufgerissen. Vom Blut und Lärm berauscht stürmten wir das Schiff. Jede Gegenwehr wurde überrannt. Meine Lungen brannten, doch es gab keine Ruhe. Ich sah einen Jungen, die Hände flehentlich erhoben, doch meine Skraja fand ihren Weg durch seine Hände in seine Schädeldecke. Ich sah meine Brüder in erhobene Waffen springen, um den Folgenden den Weg frei zu machen. Wir waren Tod und Vernichtung. Überall lag der Geruch von Tod, das Deck war rutschig von warmem Blut. Vom Vorschiff stieg Rauch auf.

Ich ließ meinen Blick zu den anderen Ottas schweifen. Zwei waren gesunken, ein anderes brannte lichterloh.

Nach getaner Arbeit sprangen wir zurück auf unser Schiff und ruderten Grangor entgegen. Es war ein erhebender Moment, keiner konnte uns stoppen!

Doch um uns herum spritzte plötzlich Wasser auf und eine Otta bverging in einem Flammenball. Die Caterer waren nun also aufgewacht. Bei Swafnir, um so besser.

Fünf unserer sechs Ottas erreichten den Strand Grangors, wir unterliefen ihre Geschütze und hatten nun die ungeschützte Altstadt vor uns. Brüllend stürmten wir in die engen Gassen der Stadt. Keine Soldaten, sondern weichliche Bürger erwarteten uns. Sie starben unter unseren Äxten. Auf dem Marktplatz trafen wir auf Korjas Leute, die gerade drei Großbürger der Stadt mit der Figur der Desponia aufknüpften. Ihre Schreie hallten über den Platz. Zwar nicht das Denkmal, das ich mir vorgestellt hatte, aber ein Fanal. Wir plünderten und legten Feuer wo wir konnten. Die Grangorer sollten das Gleiche erleben wie all die Opfer in Thorwal, sollten mit hechelndem Atem um ihr Leben rennen und sterben. Zu Swafnir ging aber auch Svanja mit einem Großteil ihrer Leute und auch Korja fand ein ruhmvolles Ende.

Doch mit der Zeit verlosch unser Kampfeszorn. Ich sammelte meine Leute und wir kehrten zu den Anlegestellen zurück. Eine Otta hatte schon abgelegt, drei weitere waren nur noch rauchenden Trümmer! Nun war guter Rat überlebenswichtig. Von überall her hörten wir Kampfgeschrei. Da sahen wir Brangarrs Leute, die gnadenlos alles niedermetzelten, was sich ihnen in den Weg stellte - auch Kinder und Greise -, sie waren auf dem Weg zu ihrer Otta in einen erbitterten Kampf gegen die Gardisten der Liliengardeverstrickt.

Etwas abseits lag ein Fischerboot am Strand. Ich rief meinen Leuten zu, sich dorthin durchzukämpfen. Doch nur zwei Handvoll meiner Leute kamen beim Fischerboot an. Die anderen waren zum Ruhme Swafnirs und Thorwals gestorben, ihre Geschichte wird noch lange erzählt werden! Dafür werde ich sorgen. Das Wohl.

Wir wähnten uns schon sicher als das Deck von Brangarrs Otta, die vor uns fuhr, in Holzsplittern und Blut explodierte. Die Caterer hatten es also trotz Windstille geschafft, ihre plumpe Flotte flottzumachen. Mühsam, wie ein verwundeter Wal schleppte sich die getroffene Otta Richtung Meer. Doch ein weiteres Geschoß traf die Otta, die daraufhin in Efferds Reich verschwand! Wir konnten noch Bragnarr selbst und elf weitere seiner Streiterinnen und Streiter aufsammeln.

Swafnir Dank, war der Wind zu schwach für die horasischen Pötte, aber ausreichend für uns, sich auf's Meer abzusetzen. Auch war unser Boot zu klein für die Geschützführer, aber zweimal schlugen die Geschosse bedrohlich nahe ein. Zuguterletzt aber konnten wir unsere beiden Ottas erreichen, die nach dem Sturm zurückgeblieben waren. Ein Sturm forderte zwei Tage später weitere Opfer - so daß uns nur noch eine Otta verblieb.

Schwer haben wir gekämpft, schwere Wunden dem Gegner geschlagen. Es heißt, es seien hunderte der Pfeffersäcke ins Totenreich gezogen. Und ihre stolze Stadt liegt in Trümmern. Das wird uns über unsere eigenen Verluste trösten, denn sie starben in ehrenvollem Kampf. Und niemand wird je vergessen, wie wir für Thorwal geblutet haben! Mögen die Skalden dafür sorgen. Das Wohl! Bei Swafnir!