Thorwalsche Schifffahrt/Geschichte
Schon Generationen bevor die Hjaldinger sich an die Überfahrt nach Aventurien machten, waren sie in der Kunst des Schiffbaus wohlbewandert. Damals wie heute sind Langschiffe und Knorren die charakteristischen Schiffe des thorwalschen Volkes. Schon damals dienten die Langschiffe eher küstengebundenen Kriegsfahrten, während die Knorren zu Transporten und Handelsfahrten dienten.
Urthorwalsche Überlieferungen besagen, daß hochseetaugliche Langschiffe erst 50 Jahre vor der Großen Überfahrt entwickelt wurden, da es zuvor kaum eine Notwendigkeit dafür gab, weit hinaus auf's Meer zu segeln. Im Krieg gegen Cantera indes wich man aber zunehmend auf die hohe See aus und baute die Langschiffe bauchiger, was sie zwar etwas langsamer machte, aber dafür auch sicherer bei schwerer See.
Mit solchen Langschiffen und Knorren machte sich Jurga auf den Weg.
In den ersten Jahrhunderten in Aventurien waren technische Fortentwicklungen schlicht nicht nötig, da die aventurische Westküste nahezu unbesiedelt war und die Fahrten an der Küste ausschließlich unter Land erfolgten.
Selbst nachdem sich die güldenländischen Einwanderer immer mehr auszubreiten begannen, änderte sich nichts am thorwalschen Schiffsbau, da das Kaiserreich den Langschiffen nichts an Wendigkeit und Geschwindigkeit entgegen zu setzen hatte und ihre Schiffsgeschütze noch keine Bedrohung für die Langschiffe darstellten.
Erst mit der Gründung des Neuen Reiches und der Aufstellung der kaiserlichen Westflotte verlegten die Thorwaler sich von Überfällen mehr auf das Handeln. In der Folge wurden verstärkt Knorren gebaut.
Nichts desto trotz fühlten sich die Thorwaler letztlich unbesiegbar und so war es ein gewaltiger Schock als 291 BF die kaiserliche Westflotte, dank modernerer Geschütze, vor Salza 24 Langschiffe versenkte und anschließend Thorwal einnahm.
Bis zur Höhe Muryt setzten sich schnell mittelreichische Einflüsse durch. Der freie Norden Thorwals kapselte sich ab und kümmerte sich nicht um den Süden, wo sich immer mehr unthorwalsche Lebensart ausbreitete.
So wurde in diesen ersten Jahren der Besetzung und Kooperation im südlichen Thorwal die Snekkar als schnelles Handelsschiff entwickelt. In der Stadt Thorwal etablierte sich auch eine erste Werft, in der nicht mehr nach althergebrachter Art und Weise mit natürlich gewachsenen Hölzern gearbeitet wurde, sondern das Holz mit einem Sägehund und mittels von Plankenformungen so bearbeitet wurde, wie es zum Bauen nötig war. Damit ließ sich eine Snekkar oder gar eine Otta viel schneller bauen als bisher, aber im Norden lachte man über diese Abartigkeiten, da man überzeugt war, daß solche Schiffe kaum geeignet waren, schwerem Wetter auf Dauer stand zu halten. Es zeigte sich auch tatsächlich, daß solche Schiffe fast nur noch in einer Werft zu reparieren waren und nicht mehr von jedem erfahrenen Zimmermann an jedem Teil einer Küste, wo geeignetes Holz zu finden war.
Als um 420 BF auch im Süden immer mehr Thorwaler wegen der verhaßten Priesterkaiser gegen die Besatzer aufbegehrten, wurde von Olport aus der große Gegenschlag vorbereitet: Große, klassische Langschiffe wurden gebaut (35-38 Ruderbänke), die viele Krieger faßten und da man wußte, daß in Salza nur noch 19 Galeeren lagen, waren die 28 Langschiffe mit ihren über 2200 Rekkern den Besatzungen der Galeeren bei weitem überlegen. Die Seeschlacht war also eigentlich gar keine Seeschlacht, sondern die Galeeren wurden direkt nach dem Auslaufen gestellt, bevor sie sich positionieren und ihre Geschütze wirkungsvoll zum Einsatz bringen konnten. Mit Hilfe von Olporter Magiern, die magische Brücken zu den Galeeren legten, erdrückten die Thorwaler die Kaiserlichen schlicht durch ihre Übermacht.
Die kaiserliche Westflotte war besiegt und die klassische thorwalsche Schiffahrt blühte wieder auf, auch wenn im Süden auf Werften und die neuen Snekkars nicht mehr verzichtet wurde.
400 Jahre überwiegend friedliche Schiffahrt folgten. Durch die Orkkriege und die großen Epidemien gab es zwischen 450 und 850 BF fast keine Heerfahrten mehr, nur thorwalsche Händler auf Knorren und Snekkars machten sich auf den Weg nach Süden. Der Ruf Die Thorwaler kommen hatte schon fast gänzlich seinen Schrecken verloren.
Doch auch die neuen erfolgreichen Aktivitäten ab 890 BF schienen die Traditionalisten in ihrer Auffassung zu bestätigen, daß, trotz inzwischen fortgeschrittener Schiffsentwicklungen, die Thorwaler nichts anderes als Ottas, Knorren und Snekkars benötigen würden. Der Strandhögg, der blitzschnelle handstreichartige Überfall auf ein Dorf, um entweder kostbare Gegenstände oder ganz allgemein Vieh und Lebensmittel zu rauben, kam wieder in Mode. Dies wurde entweder ganz spontan durchgezogen oder auch geplant, wozu z.T. sogar Pferde mitgenommen wurden, die liegend festgebunden auf Knorren transportiert wurden.
Erst in neuerer Zeit, mit dem wiedererstarkten Horasreich als Hauptkonkurrent auf dem Meer der 7 Winde, wuchs die Einsicht im Süden Thorwals, daß auch die Thorwaler mit der Zeit gehen müßten, da ein Konflikt mit dem Horasreich nur eine Frage der Zeit schien, wenn einzelne Ottajaskos weiterhin Überfälle auf horasische Küsten unternehmen würden.
Diese Einsicht bestimmte von Anfang an Trondes Regierungszeit.