Goldshjolmr (historisch)

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Die Stadt Goldshjolmr vor dem Thorwal-Horasreich-Konflikt 1022 BF.

„Wer sie gesehen hat, diese Stadt, in der das Chaos regiert, wo keiner die Kontrolle hat, der wird die rauhe thorwalsche Art weiter südlich als Zärtlichkeit ansehen. Ein Wunder, daß es hier noch nicht zu größeren blutigen Zusammenstößen gekommen ist.“
- Estorik Akisson, Kapitän der Efferdstolz, Praios 1018 BF

Vom Meer her sieht Goldshjolmr, die einzige Stadt der Insel Gandar, wie ein verträumtes Fischerdorf aus. Geprägt von Langhäusern und Holzhütten ist das Bild der Stadt, im Hafen liegen einige Ottas und Fischerboote. Doch wenn man sich mit dem Schiff nähert, sieht man bald ein anderes Bild: die Kähne sind marode und muschelbesetzt, die Häuser halb verfallen und armselig. im Hafen wimmelt es von heruntergekommenen Menschen, die sich hier treffen, um anschließend in einer Kaschemme oder Tätowierstube zu verschwinden. Fremde Reisende werden bestenfalls ignoriert oder mißtrauisch beäugt, meistens aber mit einer abfälligen Bemerkung begrüßt, wenn ihnen nicht noch Unangenehmeres blüht.
Goldshjolmr hat mehrere Spelunken der unteren Kategorie, die sich fast ausschließlich in Hafennähe befinden. Gasthäuser gibt es hier keine, denn Reisende verirren sich selten hierher - aus gutem Grund. Tempel gibt es keine, einzig ein kleiner Swafnirschrein steht in der Nähe des Hafens; allerdings wird er des öfteren geplündert, was die Geweihtenschaft in Olport sehr verärgert, sich aber nicht ändern läßt.
Betritt man eine der Kaschemmen, dann bietet sich ein noch traurigerer Bild als von draußen: Tische und Stühle sind ramponiert und notdürftig geflickt. Kein Krug, der nicht gesprungen oder angeschlagen wäre. Man muß stets damit rechnen, daß der Stuhl unter einem zusammenbricht, man sich an einer Scherbe schneidet oder zwischen zwei wütende Thorwaler gerät, die sich mit ihren Krügen die Schädel einschlagen wollen. In den Ecken stapeln sich die Trümmer vom Vortag. Und selten gehen Raufereien so versöhnlich aus, wie man es Thorwal sonst kennt. Oftmals zeigt sich bittere Rivalität in den Kämpfen: die Menschen haben viel erlebt und viel verloren, und sie versuchen, das letzte bißchen, was ihnen geblieben ist, zu bewahren. So ist es eine Zwangsläufigkeit, daß rivalisierende Piratenbanden sich blutig bekämpfen. Friedfertige Bewohner - auch die soll es auf der Insel geben - halten sich deshalb vom Hafenviertel fern.

„Einer stand auf und zertrümmerte seinen Krug auf dem Tisch, daß die Splitter flogen. Der andere schlug seinen Stuhl entzwei. Langsam gingen sie aufeinander zu, und niemand wagte es, sich einzumischen. Die Spannung war schier unerträglich, und am Tisch gegenüber wurden Wetten abgeschlossen, wer denn den ersten Schlag austeilen würde. Die folgende läßt sich einfach beschreiben: die beiden schlugen so lange aufeinander ein, bis sie blutüberströmt auf dem Boden liegenblieben und niemand ihnen mehr Beachtung schenkte...“
- Swafnild Egilsdotter, Swafnir-Geweihte aus Olport

Im Süden der Stadt steht die Ottaskin der Sturmvögel. Hier leben all jene Einwohner Goldshjolmrs, denen Götter und Gesetz noch etwas gelten und die Schutz und Ordnung in einer traditionellen thorwalschen Schiffsgemeinschaft suchen.
Hetmann Raskir Asleifson, nominell Oberhaupt der gesamten Insel, versucht mit aller Macht, den Zusammenhalt seiner Ottajasko angesichts der chaotischen Verhältnisse zu bewahren. Das fällt ihm in letzter Zeit leichter: Immer mehr Gegner von Trondes Politik lassen sich auf den Steinen nieder, um hier in Ruhe ihrer traditionellen Lebensweise zu folgen. Die Verwegensten von ihnen schließen sich sogar den Piraten an, um mit ihrer Unterstützung dem Obersten Hetmann zu trotzen und seine Pläne zu durchkreuzen. Der weitaus größere Teil aber ersucht um Aufnahme in der Ottajasko.
Außerdem gibt es solche, die sich weder den Piraten noch der Ottajasko verschworen haben, Menschen, die aus verschiedensten Gründen ihre alte Gemeinschaft verlassen haben und keine Neigung zeigen, sich eine neue zu suchen. Sie leben allein oder mit ihrer Familie in den Langhäusern und Holzhütten der Stadt. Auch sie meiden das Hafenviertel und versuchen, sich nach den vom Hetmann festgesetzten Regeln zu richten. Eine hoheitliche Macht, die über die Einhaltung der Weisungen des Hetmanns wacht, gibt es nicht. So passiert es nicht selten, daß Menschen von den Piraten „zu ihrer Freiheit gezwungen werden“.
Seit Trondes Angriff auf Daspota sind die Piraten wieder lauter geworden und lassen die Säbel rasseln. An einem streckte Olgerda Olvarnasdottir dem Hetmann ihren nackten Hintern entgegen und sagte sie scheiße auf das was er sage. Ihre Gefolgschaft tat es ihr nach und seit diesem Tag übernahm sie faktisch die Herrschaft. Raskir blieb nur die, sich mit den Resten seiner Anhängerschaft in sein Ottaskin zurückzuziehen. In Thorwal scheint man sich für die Vorgänge auf Gandar aber wenig zu interessieren: Die Insel ist weit weg, und wollte man das Piratennest ausräuchern, würde das ein zu hohes Blutgeld kosten.
Der Markt von Goldshjolmr, der jeden Mittmond abgehalten wird, dient dem allgemeinen Warenaustausch aller Bewohner der Insel. Nur wenige Händler aus anderen Regionen kommen hierher, um ihre Waren anzubieten. Nur ganz verwegene und Übelgelichter, nicht besser als die Piraten, nehmen dies Wagnis auf sich. Und mit Klingen, Brannt und ähnliches läßt sich guter Profit machen - wenn man ihn nur heil nach Hause tragen kann.

Quellen

Links

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